Der estnische Komponist Arno Pärt verglich seine Musik mit weißem Licht. Nur ein Prisma könne alle Farben, die seiner Musik innewohnen, "voneinander trennen und sichtbar machen, dieses Prisma könnte der Geist des Zuhörers sein." (vgl. aus dem Booklet zur CD »Alina«, ECM Record 1999)
Wem dieser Gedanke zu kompliziert ist, der sei jetzt schon zum nächsten Konzert der Chöre Mariella aus Pilsen und des Schulchores des Gymnasiums Olbernhau in die Kirche nach Neuhausen eingeladen. Denn das am Samstag, dem 05. April 2025, stattgefundene Frühlingskonzert macht jetzt schon wieder Lust auf die Wahrnehmung der Farbspiele in den sonnenbeschienenen Fenstern und Türen des Kirchenraumes sowie auf die Lichteffekte und den Sound von Skyline Events als zauberhaften äußeren Rahmen für die Präsentation des Konzertes.
Der frühe Abend stand unter dem Motto "Eine kleine Frühlingsweise". Diese 1894 von Antonín Dvořák komponierte Melodie, in Deutschland als Lied durch die Comedian Harmonists bekannt geworden, wurde von beiden Chören dargeboten; wobei die Präsentation durch den tschechischen Chor einem Glanzpunkt glich: Die Weise war in ein "Tschechisches Kränzchen" mit drei weiteren berühmten Melodien der Komponisten Bedřich Smetana, Leoš Janáček, Bohuslav Martinů eingebunden, arrangiert von der Chorleiterin Hana Bezděková, die durch ein wunderbares Dirigat auffiel, und dem künstlerischen Betreuer Jan Krček. Im Repertoire der Gäste befanden sich weiterhin traditionelle tschechische sowie zwei deutsche Volkslieder: "Das Lieben bringt groß Freud" und "Auf einem Baum ein Kuckuck saß" brachte dem Chor Mariella warmherzige Anerkennung ein. Die Sehnsucht nach Frieden manifestierte sich in einer relativ unbekannten, aber sehr gefühlvollen Intonation von "Dona nobis pacem". Begleitet wurden die Sänger und Sängerinnen von Jan Kubeš (E-Piano) und teilweise von Markéta Šťovíčková (Geige). Solistisch traten die Schülerinnen Darinka Breciková (Geige) und Tereza Kabátová (Flöte) auf.
Die Darbietung des Gymnasialchores war vom Leiter Torsten Reichelt geschickt aufgebaut, denn das Programm steigerte sich von Titel zu Titel in der Intensität der musikalischen Wahrnehmungen. Beginnend mit dem im 19. Jhd. entstandenen Volkslied "Wohl auf in Gottes schöne Welt", folgte eine interessante a-capella-Interpretation des Liedes "Horch was kommt von draußen rein". Das schlichte Mundartlied von Anton Günther "Es Labn is e Büchel", begleitet auf der Gitarre von Markus Herrmann, und das in tschechischer Sprache gesungene Volkslied "Černé oči" gefielen als Liebeserklärung an das erzgebirgische und tschechische Publikum. Großartig war der Auftritt von Annika Matthes (Querflöte), Johannes Maschek (Violine) und Alexander Maschek (Cello), die dem Chor die herrlich anmutende Melodie zu Bachs Choral "Jesu bleibet meine Freude" zur Untermalung gaben. Das nachfolgende Kirchenlied "Alle meine Quellen" leitete einen Block mit kleiner Bandbegleitung (Gitarre – Markus Herrmann, Bassgitarre – Felix Göhlert, Drums – Nathanael Hentschel) bzw. Halbplayback ein: dazu gehörten "The Rose", "Circle of Life", "Million Dreams" mit Josefine Baldaufs zartem Solo zum kraftvollen Gesang der Choristen und Choristinnen, "Something just like this" sowie "A sky full of stars", und das Publikum war restlos begeistert.
Der gemeinsame Gesang "Die Gedanken sind frei" und "Sborová hymna" ("Hymne der Chöre") in den jeweiligen Muttersprachen bildete den Abschluss des Konzertes und vermittelte Symbolkraft für das Fortbestehen einer sich kreativ bereichernden elfjährigen Chorpartnerschaft auf hohem musikalischen Niveau, befördert durch die Chorleiter Hana Bezděková und Torsten Reichelt, und für die überaus herzlichen Begegnungen zwischen allen Beteiligten, auch hinter der Bühne.
Und so bewahrheiten sich die eingangs zitierten Worte; Musik ist in sich schön und farbig, wird aber erst durch die Menschen, die Künstler und das Publikum, farbenfroh.
(NöbA)